+43 664 216 16 77 mail@bauer-mediation.at

Sie haben sich immer bewährt, die sogenannten „Postsitzungen“ jeden Vormittag um
etwa 10:30 Uhr. Ob bei Privatbanken oder in (traditionellen) Familienbetrieben: War die Post
zugestellt, versammelten sich alle wichtigen „Player“ des Unternehmens, um die
eingegangenen Rechnungen, Beschwerden, Aufträge oder Angebote zu prüfen. Die rund 20-
minütigen Sitzungen mit den Firmeninhaberinnen und -inhabern, wichtigen Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern sowie im Betrieb tätigen Familienmitgliedern verschafften allen einen
guten Gesamtüberblick. Zudem wurde über Anstehendes, wie etwa über Krankenstände
oder Probleme mit der Kundschaft oder mit Handwerkerinnen und Handwerkern
gesprochen. So verfügten alle Führungskräfte über denselben tagesaktuellen Wissensstand.
Damit konnte auf wichtige Herausforderungen rasch und kurzfristig reagiert werden. Keiner
kam in die Versuchung, Probleme zu vertuschen, und wenn jemand in seiner Arbeit unter
Druck stand, wurde dies offenkundig und Hilfe von anderen Seiten angeboten. Durch dieses
tägliche Einüben von Offenheit und das Ansprechen von Problemen entwickelte sich eine
transparente, vor allem offene Fehlerkultur. Am Ende der Postsitzung wurde mitunter durch
den Eigentümer oder Mitarbeiter gefragt: „Kann ich Sie kurz noch unter vier Augen
sprechen?“ Dieser Satz wurde allerdings sehr sparsam eingesetzt. Für alle Beteiligten
signalisierte dies: „Da gibt‘s noch etwas Wichtiges und Dringendes.“
So eine tägliche „Postsitzung“ wird auch heute noch in nicht wenigen Betrieben abgehalten –
auch wenn dabei analoge Post eine untergeordnete Rolle spielt. Jetzt dominieren die
digitalen Botschaften und die vielen Mails, die täglich im Betrieb eingehen. Aber der
Grundgedanke der offenen Information, der guten Übersicht und der raschen Reaktion sind
geblieben. Bei einer schlechten Bewertung der Firma im Internet etwa, können sich so alle
viel besser auf die „Challenge“ einstimmen.